Ausbildung jetzt! Die Erfolgsgeschichte von Mohamad

Alina (A): Mohamad, erzähl etwas über Dich.

Mohamad (M): Ich bin Mohamad Droubi und komme aus Syrien. Ich bin 35 Jahre alt und lebe seit Januar 2016 in Deutschland. In Syrien habe ich Jura studiert. Nach dem Studium habe ich als Beamter im Ministerium für Handel und Wirtschaft in Aleppo gearbeitet.

A: Wie war für Dich die Anfangszeit hier in Deutschland?

M: Es war ganz schwierig am Anfang. Ich habe einen anderen kulturellen Hintergrund und in Syrien ist alles anders als hier in Deutschland, deswegen war alles zuerst schwierig. Dennoch habe ich nach einer Weile angefangen, die Informationen zu sammeln und mir zu überlegen, wie ich hier in Deutschland etwas Neues aufbauen kann. Um mich schneller und intensiver in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren, habe ich mich seit April 2017 als Gasthörer an der Universität Kiel einschreiben lassen. An der Uni Kiel habe ich einen B2-Kurs und einen JAVA-Sprach- und Programmierungskurs absolviert.

A: Sehr beeindruckend. Und was war für Dich am schwierigsten in der Anfangszeit?

M: Am schwierigsten war für mich die Sprache. Es war am Anfang sehr schwierig, mich mit jemandem zu unterhalten und Fragen zu stellen, die mich interessiert haben.

A: Wie bist Du mit der Lebensweise in Deutschland zurechtgekommen? Hattest Du einen Kulturschock?

M: Wir sind in Syrien eine offene Gesellschaft, d.h. wir haben eine ähnliche Mentalität wie hier in Deutschland. Was mich aber wirklich schockiert hat, war der Alltag, die Routine. Man soll immer alles beantragen, immer nachfragen und immer im Internet recherchieren und so viel mehr. Das ist nicht einfach.

A: Und was machst Du zurzeit?

M: Ich warte auf den Anfang meiner Ausbildung. Am 01. August startet meine Ausbildung und ich freue mich darauf.

A: Beschreib bitte Deinen zukünftigen Ausbildungsberuf und Deinen Ausbildungsort.

M: Ich habe in Syrien als Beamter gearbeitet, d.h. ich habe im Verwaltungssystem gearbeitet und das ist mein Lieblingsberuf. Ich habe mich um eine Verwaltungsausbildung bemüht und endlich meine Chance bekommen. Am 01. August fange ich mit meiner Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter bei der Landeshauptstadt Kiel an. Als Auszubildender in diesem Beruf bearbeite ich viele Unterlagen und Akten. Darüber hinaus bin ich dann für den allgemeinen Verwaltungsprozess zuständig. Ich bin von dieser Tätigkeit sehr begeistert und ich mag es gerne im Verwaltungsbereich zu arbeiten.

A: Du hast schon relevante Erfahrungen gesammelt. Und wie bist Du auf die Ausbildungsstelle gekommen?

M: Zuerst möchte ich mich bei KAUSA bedanken. Ich habe mich an Ihre Koordinierungsstelle gewandt und habe von Ihnen Informationen erhalten. Sie haben mir alles realistisch erzählt und einen kurzen Plan für mich erstellt. Dann habe ich mir überlegt, was ich hier in Deutschland tun soll und welcher Weg für mich der Richtige ist. Anschließend habe ich viel im Internet recherchiert und habe parallel versucht, mich zu bewerben. Als ich mich bei der Landeshauptstadt Kiel beworben habe, war der Bewerbungsprozess nicht einfach.

A: Interessant, dass Du viel im Internet recherchiert hast. Erinnerst Du Dich daran, welche Webseiten und welche Webressourcen Du benutzt hast?

M: Es gibt viele nützliche Webportale, z.B. azubiyo.de, ausbildung.de und wenn man spezifisch nach Jobs bei der Landeshauptstadt Kiel sucht, geht man auf kiel.de. Man kann dort viele unterschiedliche Berufs- und Ausbildungsangebote finden. Was mir noch geholfen hat, war die Nordjobmesse Ende Mai 2017 in der Sparkassen-Arena-Kiel. Dort habe ich viele Stände besucht, rumgefragt, welche Arbeits- und Ausbildungsstellen welche Voraussetzungen haben, wie man sich um diesen oder jenen Ausbildungsplatz und Stelle bewirbt. Während dieser Messe habe ich viele unterschiedliche Broschüren gesammelt. In diesen Broschüren stehen alle Informationen und alle Voraussetzungen für unterschiedliche Ausbildungsberufe bei unterschiedlichen Firmen und Institutionen.

A: Du hast Schwierigkeiten im Bewerbungsprozess erwähnt. Aus welchen Etappen bestand der Bewerbungsprozess und was genau war schwierig?

M: Erstens möchte ich erwähnen: es gibt unterschiedliche Wege wie man seinen Lebenslauf oder seine Bewerbung einreichen kann. Es gibt z.B. die persönliche Variante: man geht direkt in die Firma hin und gibt dort seine Bewerbungsunterlagen ab. Das kostet Zeit und Geld. Onlinebewerbung ist relativ einfach, aber auch da gibt es seine Schwierigkeiten, z.B. Verständnisprobleme und technische Probleme: z.B. wie man seine Unterlagen hochladen kann. Dazu kommt noch die Tatsache, dass jeder Arbeitgeber ein anderes Bewerbungssystem hat.

A: Wie verlief die Bewerbung bei der Landeshauptstadt Kiel?

M: Bei der Landeshauptstadt Kiel war die erste Etappe des Bewerbungsprozesses sehr praktisch und sehr einfach, aber beim Assessment Center hatte ich viele Schwierigkeiten. Der erste Schritt war der Online Test. Dieser dauert ungefähr dreieinhalb Stunden. Abgefragt wurden die Kenntnisse in Mathematik, deutscher Geschichte und Politik sowie Computerkenntnisse. Die Aufgaben sollte man unter Zeitdruck bearbeiten und das war nicht einfach.
Danach habe ich auf die Antwort gewartet, und irgendwann eine Mail erhalten, dass ich diese Prüfung bestanden habe und wurde dann zur Gruppendiskussion eingeladen. Ich wusste erst nicht was eine Gruppendiskussion ist. Dazu habe ich viel recherchiert und mir z.B. auf Youtube erklären lassen, was eine Gruppendiskussion ist. Bei der Gruppendiskussion war ich in eine Gruppe von 10 Personen eingeteilt. Bei der Diskussion waren die ganze Zeit die sogenannten Berufer anwesend, also die MitarbeiterInnen von der Landeshauptstadt Kiel, die uns beobachtet haben. Es waren 7 Personen.
Unser Team hat ein bestimmtes Thema bearbeitet. Wir haben unsere Meinungen zu diesem Thema geäußert und nach Lösungen für Schwierigkeiten gesucht. Wir mussten unsere Vorschläge aufschreiben und uns aktiv miteinander austauschen. Dabei haben die Berufer uns beobachtet und alles kontrolliert: z.B. wer was gesagt hat, wer was gemacht hat und so weiter und so fort. Noch 11 Gruppen außer unserer kamen an diesem Tag zum Gespräch. Nach einiger Zeit wurde ich informiert, dass ich die Gruppendiskussion bestanden habe und wurde zum Einzelgespräch eingeladen.

A: Wie verlief das Einzelgespräch?

M: In diesem Einzelgespräch gab es zunächst eine Wiederholung des Online-Tests, den ich am Anfang meiner Bewerbung zu Hause gemacht habe. Bei der Bearbeitung des Tests hatte man weniger Zeit als am Anfang. Bei dieser Wiederholung des Online-Tests möchte die Landeshauptstadt Kiel nochmal sicher sein, dass ich die Fragen selbständig beantwortet habe und dass meine Antwort zur Antwort passt, die ich schon in der ersten Etappe ausgewählt habe. Im Anschluss hat ein Einzelgespräch stattgefunden. Beim Gespräch waren außer mir 5 nette Personen von der Stadt Kiel anwesend. Das Gespräch hat 1 Stunde gedauert und verlief ruhig. Ich war sehr dankbar für die gute Atmosphäre.

A: Gab es schwierige Fragen?

M: Es gab ein paar Fragen, die ich durch Aufregung und Nervosität in dem Moment nicht richtig beantwortet habe, obwohl ich die Antwort eigentlich wusste, z.B. die Frage: welchen Unterschied gibt es zwischen der Kommunalverwaltung und Bundesverwaltung?

A: Was ist nach dem Gespräch passiert?

M: Nach diesem Gespräch habe ich ein sehr sehr negatives Gefühl gehabt, dass ich vielleicht alles falsch gemacht habe, aber das war nicht so. Alles war in Ordnung. Ungefähr nach einem Monat habe ich wunderbare Nachrichten von der Landeshauptstadt Kiel erhalten. Man hat mir mitgeteilt, dass ich das Einzelgespräch bestanden habe und dass ich einen Ausbildungsplatz bei der Landeshauptstadt Kiel als Verwaltungsfachangestellter bekommen habe. Ich bin sehr sehr glücklich.

A: Wir freuen uns sehr für Dich. Es ist echt wunderbar so eine Nachricht bekommen zu haben. Du hast erzählt wie du dich vorbereitet hast, wie viel Du recherchiert hast und wie so viel Mühe sich letzten Endes gelohnt hat. Gibt es noch etwas was Du unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben kannst?

M: Der erste und wichtigste Tipp – nie aufgeben! Man soll sich immer selbst motivieren und immer ein Ziel haben. Für dieses Ziel soll man fleißig sein und sich immer überall informieren und nachfragen. In Deutschland gibt es viele Beratungsstellen, die einem helfen können, wie z.B KAUSA in Kiel. Sie sind sehr hilfsbereit, sie helfen den Menschen und geben ihnen Tipps. Es gibt auch andere Stellen, wo man Hilfe holen kann. Das Wichtigste ist, man soll selbständig sein und selbständig sich um seinen Weg kümmern und nicht warten bis seine Integrationsfachkraft im Jobcenter einen Job oder einen Ausbildungsplatz für eine(n) findet. Das geht nicht. Man soll auch selbst Initiative zeigen. Auch wenn die Sprache große Schwierigkeiten bereitet, muss man trotzdem selbstbewusst sein und sich sagen: ich kann es schaffen, ich kann es erledigen und endlich wer ein Ziel hat, wird sein Ziel erreichen.

A: Tolle Worte! Ich bedanke mich im Namen von unserem Team, dass Du heute hier warst und dass Du über Deine Erfahrungen erzählt hast. Deine Geschichte zeigt, dass alles möglich ist, wenn man ein klares Ziel hat, sich Mühe gibt, dieses Ziel zu erreichen und die Motivation dabei nicht verliert. Dein Weg wird sicherlich viele Geflüchtete auf ihrem Weg zur Ausbildung inspirieren.

M: Vielen Dank. Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Einladung und das Interview. Ich hoffe, dass alle Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, ihren Weg finden.


Interview mit Mohamad Droubi am 26.07.2018

A: Alina Berezovska, Interviewerin, Mitarbeiterin der KAUSA Servicestelle Kiel
M: Mohamad Droubi, Geflücheter, Auszubildender zum Verwaltungsfachangestellten

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